Die Entstehung

Geschichte der Partnerschaft Orscholz-Varades

Im Sommer 1984  kam Gärtnermeister Rudolf Werding zum Ortsvorsteher von Orscholz, Günter Schmitz und fragte ihn, ob er Interesse daran habe, eine Partnerschaft zwischen Orscholz und einer holländischen Gemeinde ins Auge zu fassen. Günter Schmitz zeigte sich sehr angetan von dieser Idee. Rudi Werding hatte schon eine holländische Gemeinde im Auge, die Stadt Schagen, in der Nähe von Alkmar. Man vereinbarte, sich dieses Schagen einmal  anzusehen…

 

Bei der nächsten Geschäftsreise von Rudi Werding nach Holland fuhren Guido Schuster, vom Verein für Handel und Gewerbe, und Günter Schmitz als Begleiter mit, und alle drei unternahmen eine Besichtigungsfahrt nach Schagen.    

 

Sie fanden dort eine wunderschöne alte Stadt mit prächtigen Gebäuden, schönen Plätzen, vergleichbar mit Rothenburg ob der Tauber oder Dinkelsbühl in Deutschland. Rudi, Günter und Guido waren sehr schnell einer Meinung: Diese schöne mittelalterliche Stadt war mit ihren mehr als zwanzigtausend Einwohnern für eine Partnerschaft mit Orscholz leider entschieden zu groß. Orscholz hatte nach Ansicht der drei für Schagen zu wenig zu bieten. Rudi hatte mit Verantwortlichen dort schon Verbindung aufgenommen und waren auf großes Interesse gestoßen. Aber leider, leider mussten Rudi und Günter das Projekt aus dem genannten Grund aufgeben.

Erste Kontakte mit Varades

Im Sommer 1984  kam Gärtnermeister Rudolf Werding zum Ortsvorsteher von Orscholz, Günter Schmitz und fragte ihn, ob er Interesse daran habe, eine Partnerschaft zwischen Orscholz und einer holländischen Gemeinde ins Auge zu fassen. Günter Schmitz zeigte sich sehr angetan von dieser Idee. Rudi Werding hatte schon eine holländische Gemeinde im Auge, die Stadt Schagen, in der Nähe von Alkmar. Man vereinbarte, sich dieses Schagen einmal  anzusehen…

Bei der nächsten Geschäftsreise von Rudi Werding nach Holland fuhren Guido Schuster, vom Verein für Handel und Gewerbe, und Günter Schmitz als Begleiter mit, und alle drei unternahmen eine Besichtigungsfahrt nach Schagen.    

Sie fanden dort eine wunderschöne alte Stadt mit prächtigen Gebäuden, schönen Plätzen, vergleichbar mit Rothenburg ob der Tauber oder Dinkelsbühl in Deutschland. Rudi, Günter und Guido waren sehr schnell einer Meinung: Diese schöne mittelalterliche Stadt war mit ihren mehr als zwanzigtausend Einwohnern für eine Partnerschaft mit Orscholz leider entschieden zu groß. Orscholz hatte nach Ansicht der drei für Schagen zu wenig zu bieten. Rudi hatte mit Verantwortlichen dort schon Verbindung aufgenommen und waren auf großes Interesse gestoßen. Aber leider, leider mussten Rudi und Günter das Projekt aus dem genannten Grund aufgeben.

Erste Fahrt nach Varades

Schnell war es soweit, noch im selben Monat, am 18. Januar, reiste die erste kleine Gruppe aus Orscholz an die Loire, um sich Varades einmal anzusehen. Auf die Reise gingen Walter Lebrecht, Rudi Werding und der Bäckermeister Adolf Hein. Die Reise ging per Eisenbahn dorthin. Walter Lebrecht hatte mit den Varadesern telefoniert und alles vorbereitet. Sie trafen sich in Varades mit dem Maire Alexander Gautier und dem Präsidenten des Jumelage-Comités. Dabei erfuhren sie folgende Gegebenheiten:

Die Gemeinde Varades, der „Canton de Varades” setzte sich zusammen aus dem Kernort Varades, der etwa 3000 Einwohner hatte, und den umliegenden kleineren Ortschaften La Rouxière, Bellingné, La Chapelle-Saint-Sauveur, Montrelais und Fresne-sur-Loire. Insgesamt zählte der Canton, also die Gesamtgemeinde, etwa 6000 Einwohner. Varades selbst lag direkt an der Loire, über die von Varades aus eine große Brücke nach Süden zu dem Nachbarort Saint-Florent-le-Vieil führte. In den zwei Tagen des Aufenthalts lernten sie „Land und Leute” kennen und waren von der Mentalität und der Herzlichkeit der Menschen sehr angetan. Rudi Werding drückte es nach seiner Rückkehr nach Orscholz so aus: „Die passen zu uns”.“

Rudi unterrichtete den Ortsvorsteher Schmitz, der auch am 31. Januar eine offizielle Anfrage von Maire Alexandre Gautier zwecks Abschluss einer Partnerschaft erhielt. Gleichzeitig wurde der Ortsvorsteher auch zur Weinmesse eingeladen, die in der ersten Woche im März stattfand.

 Beratung im Ortsrat Orscholz

Günter Schmitz berief sofort für den 07.  Februar eine Sitzung des Ortsrates ein und stellte dort den Plan zur Partnerschaft vor. An dieser Sitzung nahmen auch Rudi Werding und Adolf Hein teil und berichteten von ihrem Besuch in Varades.

Da der Ortsvorsteher aus beruflichen Gründen nicht zur Weinmesse nach Varades fahren konnte, beauftragte der Ortsrat die Fraktionsvorsitzenden Berthold Selzer, Karl Muck und Hermann Kiefer, die Weinmesse zu besuchen. Karl Muck konnte ebenfalls aus beruflichen Gründen nicht mitfahren. Selzer und Kiefer erklärten sich bereit, die Reise zu unternehmen. Sollte der Bericht der beiden positiv ausfallen, würde der Ortsrat der Partnerschaft zustimmen und im Mai Varades einen Besuch abstatten. 

 1. Besuch der Weinmesse in Varades

Am ersten Wochenende im März 1985 machte sich die erste Besuchergruppe aus Orscholz per PKW auf den Weg zur Weinmesse nach Varades. Es waren insgesamt 7 Personen.

Hermann Kiefer und Berthold Selzer vom Ortsrat

Guido Schuster und Bernd Herzberger vom Gewerbeverein

Rudi Werding und Walter Lebrecht, sowie die Orscholzer Erntekönigin Heike Werding

 Nach der Rückkehr der Besucher wurde der Ortsvorsteher Schmitz unterrichtet und der berief die entscheidende Ortsratssitzung für den 15. März 1985 ein.

Es wird offiziell

Beschluss des Ortsrates Orscholz am 15. März 1985

In dieser Sitzung berichteten Kiefer und Selzer von ihren Eindrücken. Beide waren voll des Lobes. Sie waren begeistert von der überaus freundlichen Aufnahme und der Herzlichkeit der Varadeser. Sie empfahlen, die Partnerschaft unverzüglich einzuleiten…

In der abschließenden Abstimmung entschied sich der Ortsrat Orscholz mit 11 Ja-Stimmen einstimmig für diese Partnerschaft. Der Ortsvorsteher Schmitz teilte diese Entscheidung Walter Lebrecht und den Verantwortlichen der Gemeinde Varades mit.

 

1. offizieller Besuch aus Varades

Kurz danach meldeten sich die ersten Varadeser zu einem Besuch über Ostern (7.-8. April).

Es kamen dann ca. vierzig Personen, unter ihnen Bürgermeister Alexandre Gautier und der Vorsitzende des Jumelage-Vereins Louis Le Samedi, sowie verschiedene Mitglieder des Gemeinderates.

Die Orscholzer empfingen ihre Gäste sehr herzlich. Alle wurden in Privatquartieren in Familien untergebracht. Der Besuch verlief in sehr angenehmer, freundschaftlicher Atmosphäre. Die Gäste waren vom Cloef-Ort Orscholz und der Orscholzer Lebensart sichtlich begeistert. Dem Abschluss der offiziellen Partnerschaft stand nichts mehr im Wege.  

Gründung des Partnerschaftsvereins in Orscholz

Inzwischen hatte sich unter der Leitung von Rudi Werding ein Gründungskomitee für einen Partnerschaftsverein zusammengefunden. Der Verein wurde dann in der konstituierenden Sitzung am 26.04.1985 offiziell gegründet. Erster Vorsitzender wurde Rudi Werding, Stellvertreter Hermann Kiefer.

Der Name war: Partnerschaftsverein Orscholz e.V.

Am 08. Juni 85 gab es die erste sportliche Begegnung zwischen den Orscholzer und Varadeser Fußballern. Das Spiel fand in Orscholz statt und endete 1:1.

 

Besuch des Ortsrates in Varades

Vom 21.06. – 23.06. waren die Mitglieder des Orscholzer Ortsrates mit ihren Ehefrauen zum ersten Besuch in Varades. Der Empfang war überaus herzlich. Ein reichhaltiges Programm mit vielen Besichtigungen wurde absolviert. In ganz besonderer Erinnerung blieb eine kirchenmusikalische Darbietung in einer Kirche auf einer alten Orgel, gespielt von einem berühmten Organisten. Als die Orscholzer Delegation die Kirche betrat schallte ihnen die deutsche Nationalhymne mit vollem Werk (tutti) entgegen. Es war sehr ergreifend. Auf Wunsch des Orscholzer Ortsvorstehers Schmitz wurde das Konzert mit einer Improvisation aus Marseillaise und Deutschlandhymne beendet. Diese wohl nicht ganz einfache Aufgabe bewältigte der Organist mit Bravour.

 

Sehr zufrieden kamen die Orscholzer nach Hause zurück. Man war sich einig: Wir hatten die richtige Wahl getroffen: Varades war der Ort, den sich Ortsrat und Partnerschaftsverein gewünscht hatten.

Feierliche Besiegelung der Partnerschaft

Am 14. September, dem 30. Erntedank- und Heimatfest in Orscholz, war es endlich soweit: Die Partnerschaft wurde feierlich besiegelt durch die Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunden.

Vor mehr als 1000 Besuchern in der festlich geschmückten Orscholzer Grenzlandhalle unterzeichneten die zwei Dokumente (eine für jeden der beiden Orte)

  • für Orscholz: Ortsvorsteher Günter Schmitz und der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Rudi Werding, 
  • für Varades: le maire Alexandre Gautier und le président du comité de jumelage Louis le Samedi.

Es war eine sehr bewegende Feier mit vielen Ehrengästen.

Von Varades waren alle Bürgermeister des Cantons und der Europaratsabgeordnete Bernard Thareau anwesend, von der Orscholzer Seite der Bürgermeister der Gemeinde Mettlach Robert Felten mit vielen Mitgliedern des Gemeinderates, und aus Saarbrücken der saarländische Wirtschaftsminister Rehberger.

Die Festreden hielten Günter Schmitz und Alexandre Gautier.

Mehr als 90 Varadeser waren mit zwei Bussen zur Feier gekommen. Alle wurden privat untergebracht. Die deutsche und französische Presse berichteten ausgiebig über das Fest.

In der Folgezeit gab es bereits mehrere  Besuche zwischen den Partnergemeinden. Es hatten sich durch die private Unterbringung schon unter den Familien Freundschaften gebildet.

Bekräftigung der Partnerschaft in Varades,Gegenzeichnung der Urkunden

Das Weinfest am 1. März 1986 sollte der Rahmen für die Ratifikation der Partnerschaft in Varades werden. Die Vorbereitungen liefen auf beiden Seiten auf Hochtouren.

In Orscholz waren zwei Busse bestellt für über 100 Personen.

 Alles war perfekt vorbereitet, aber dann kam die Kälte. Bis zu minus 17 Grad in Orscholz und auch in Varades um minus 15 Grad.

Walter Lebrecht rief in Orscholz an, das Weinfest in Varades müsse der Kälte wegen ausfallen und deshalb auch die Unterzeichnung der Urkunden.

Günter Schmitz und Rudi Werding aber sagten, das sei kaum noch möglich. Die Busse nach Varades seien ausgebucht, die Orscholzer hätten zum Teil Urlaub für die Fahrt nach Varades genommen, und das Wichtigste: Der Orscholzer Radfahrverein „Taube”“ habe eine ganz spektakuläre Aktion geplant und schon intensiv vorbereitet: Man wollte eine Tour de Jumelage unternehmen. Ein Gruppe Radfahrer hatte vor, in mehreren Etappen mit dem Fahrrad nach Varades zur Gegenzeichnung der Urkunden zu fahren in Begleitung einiger Betreuer und der Presse.

Die Vorbereitungen waren schon sehr weit fortgeschritten, Landrat Kreiselmeier hatte zugesagt, am 24. Februar das Startzeichen am Hotel „Zur Saarschleife” zu geben.

Als all dies den Varadesern mitgeteilt war, entschloss man sich dort, die Jumelagefeier abzuhalten, und zwar in einer anderen heizbaren Halle.

So geschah es denn auch. Die Tour de Jumelage wurde programmgemäß von Landrat Kreiselmeier bei minus 12 Grad gestartet. An jedem folgenden Tag konnte man in der Saarbrücker Zeitung darüber einen Bericht lesen.

Die Orscholzer Busse machten sich rechtzeitig am Abend des 28. Februar gegen 23.00 Uhr auf den Weg.  Bei der Durchfahrt durch die  Stadt Angers am nächsten Morgen überholte man die  Fahrer der Tour de Jumelage, die in einer erstaunlich guten Verfassung waren, und die letzten 35 km nach Varades sicher auch noch schaffen würden.

Der Empfang in Varades war überaus herzlich und sofort kam auf dem Platz hinter der Mairie auch die erste Amtshandlung für Ortvorsteher Schmitz. Gemeinsam mit maire Alexander Gautier wurde der schneebedeckte Platz in „Place d’’Orscholz”“ umbenannt und eingeweiht.

Fast alle Orscholzer wurden privat untergebracht.

Am frühen Nachmittag kamen die Matadoren der Tour de Jumelage an und wurden begeistert empfangen.

Abends war dann die feierliche Gegenzeichnung der Urkunden.

Dabei gab es eine kleine Panne: In der Mairie war die Urkunde, die in Orscholz unterzeichnet worden war, partout nicht mehr aufzufinden. Günter Schmitz hatte die Urkunde aus Orscholz natürlich mitgebracht.

Hier erwies sich Rudi Werding als Retter in der Not. Er hatte schon vorher zwei gleichgroße und acht etwas kleinere Kopien anfertigen lassen, die alle in die Unterschriftsprozedur einbezogen wurden, und insgesamt je 8 Unterschriften bekamen.

Der Festabend wurde von den französischen Freunden mit vielen folkloristischen Darbietungen sehr schön gestaltet.

Am Sonntag gab es zunächst in allen Ortsteilen Gottesdienste. Danach wurde in jedem Ortsteil zum Gedenken an diesen Tag ein Baum gepflanzt und zwar von dem betreffenden maire und einer Person aus Orscholz. In Varades waren es Alexandre Gautier und Günter Schmitz, die bei der Mabiterie den Baum pflanzten. Der Baum steht heute noch.

Der Tag klang aus mit einem gemütlichen Beisammensein mit Tanz.

Am Montag nachmittags war die Heimfahrt. Müde, aber zufrieden und glücklich lehnten sich alle in ihre Sitze und ließen sich von den beiden Busfahrern Heinz und Günther heimfahren.

Die Partnerschaft war unter Dach und Fach.

Nachbemerkung

Alle, die im nächsten Sommer Varades besuchten, bemerkten, dass an vielen Häusern Gerüste standen. Der Jahrhundertwinter hatte seine Folgen. Die meist nur 10 cm dicken Hauswände bekamen eine dicke Isolierschicht verpasst. Nochmals wollten die Bürger von Varades nicht in einem Winter so zittern wie im Februar-März 1986.

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